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Im Dezember durften wir ein Interview für die WDR-Wissenschaftssendung Quarks geben. Die Ausstrahlung erfolgte nun am 23. Januar 2023. Der Beitrag wurde als Teaser für ein folgendes Interview zu den Kosten der invasiven Arten erstellt.

Viel Spass.

Interview mit Thomas Beißel

Moderator:

Wechseln wir die Tierart und kommen zu Tieren, bei denen es schon deutlich besser läuft mit dem Tierschutz als bei Fischen. Es geht jetzt um Hornissen, die in Deutschland zu den geschützten Tierarten gehören. Sie dürfen nicht getötet werden und ihre Nester nicht oder nur unter sehr strengen Auflagen entfernt werden. Das gilt allerdings nur für die einheimischen Hornissen. Es gibt nämlich seit einigen Jahren noch andere Hornissen Arten, die aus anderen Lebensräumen eingeschleppt worden sind. Sie stehen auf einer Liste von mittlerweile mehr als 60 invasiven Arten, deren Ausbreitung in der EU verhindert oder zumindest eingedämmt werden soll. Rainer Belang aus dem Quarks Team hat einen Spezialisten besucht, der genau das in der Jobbeschreibung hat.

Reiner Belang:
Eine Halle in der Umgebung von Much im Rhein-Sieg-Kreis. Thomas Beißel lädt Gasflaschen und Kisten mit Werkzeug in seinen Lieferwagen. Er bereitet einen Einsatz vor.

Thomas Beissel, velutina.de:
Morgen fahren wir dann nach Baden-Württemberg nach Heidelberg. In Heidelberg sind wir beauftragt worden, ein Nest der asiatischen Hornisse in einem Baum zu entfernen. Die Höhe liegt bei etwa 25-30 Meter und da müssen wir dann mit Technik hoch und das Nest tatsächlich vernichten.

Reiner Belang:
Asiatische Hornissen, denen der speziell ausgebildete Imker zu Leibe rücken soll, sind 2004 nach Europa eingeschleppt worden. In China war mindestens ein befruchtetes Tier der Art in eine Schiffsladung mit Keramiktöpfen für Bonsai-Pflanzen geraten. Im Zielhafen in Südfrankreich krabbelte oder flog dann der erste blinde Passagier an Land. Eier zum Legen hatte die asiatische Hornisse ja schon dabei. 5 Jahre später war die Art in Frankreich weit verbreitet. 2014 zeigte sie sich erstmals in Deutschland. 2020 ist für NRW die asiatische Hornisse zum ersten Mal in amtlichen Meldungen aufgetaucht.

Thomas Beissel, velutina.de
Im Gegensatz zu unserer besonders geschützten, einheimischen Art der Europäischen Hornisse ist die asiatische Hornisse invasiv und eine Bedrohung für unsere Honigbienen. Aber sie ist in erster Linie auch eine Bedrohung für unsere einheimische Insektenwelt und auch für die Landwirtschaft, da wir durchaus Frassschäden in Obstplantagen und in Weinbergen befürchten müssen.

Reiner Belang
Die invasive Art fällt meistens zuerst Imkern auf. Bienen verändern nämlich ihr Verhalten, wenn eine asiatische Hornisse ihrem Stock zu nahe kommt. Die Bienen geraten dermaßen unter Stress, dass sie den Flugbetrieb einstellen. Das Flugloch verschließen. Und irgendwann sich zurückziehen und dann, wenn die Besatzdichte von der asiatischen Hornisse groß genug ist, werden halt die Bienenvölker geschädigt, bis dazu, dass sie wirklich zusammenbrechen und versterben, weil Alarm am Bienenstock können Spezialisten wie Thomas Beißel einzelne asiatische Hornissen fangen und mit winzigen Peilsendern ausstatten, die ein Fünftel Gramm oder weniger wiegen. Die Tiere mit den Sendern verraten ihnen, wo ihre Nester sind. Die sollen nämlich vernichtet werden, damit die Ausbreitung nicht überhand nimmt. In so einem Nest leben im Herbst 300 – 500 Jung Königinnen, die von Oktober bis Dezember aus fliegen, um neue Völker zu gründen.

Besenderte Hornisse

Thomas Beissel, velutina.de
und bei 500 können wir davon ausgehen, dass wir ungefähr 10 neue Nester haben, wenn wir nicht eingreifen. Sinnvoll ist es, die Nester so früh wie möglich zu entnehmen. In so einem Nest leben bis zu zweieinhalbtausend asiatische Hornissen. Bienen machen ein Drittel ihrer Beute Tiere aus, erläutert Thomas Beißel. Fliegen lieferten einen ebenso großen Anteil ihrer Fleischbeute. Darunter zählen auch Schwebfliegen, die besonders geschützt werden müssen und sehr viele Wespenartige. Ob das jetzt nur unsere sozialen Wespen sind, quasi die Nervlinge, Da wird noch der ein oder andere sagen ja, das ist in Ordnung, aber es sind auch sehr viele solitäre Wespen, die halt auch schützenswert sind und die auch unter Fraßdruck geraten.

Reiner Belang
Gegen die asiatischen Hornissen vorzugehen, ist eine kostspielige Angelegenheit.

Telemetriesender für die asiatische Hornisse

Thomas Beissel, velutina.de
Allein die kleinen Mini Sender kosten zwischen 200 – 250€, je nach Anbieter. Und das ist leider Gottes auch fast ausschließlich einmal Equipment die Sender die bekommt man schon mal wieder, aber in 90% der Fälle bleiben sie halt verschwunden, Oder werden im Nest zerstört von den Hornissen. ja und dann natürlich unsere unsere Arbeitszeit, das Equipment, das muss gepflegt werden, das es aktuell bleibt und das ist das ist gewartet wird. Wir liegen da bei einem Einsatz zur Suche bei einem Tagessatz von ungefähr 1500 – 1600€ mit 2 Mitarbeitern. und die Entfernung vom Nest, da sind wir auch je nachdem, wie aufwändig das ist, liegen dabei bei 600 – 1200€.

Reiner Belang
Kann man der asiatischen Hornisse überhaupt noch Herr werden?

Thomas Beissel, velutina.de
Wir können die Verbreitung bestenfalls bremsen. Wir dürfen es halt nur nicht verschlafen, wenn wir nicht aktiv dagegen angehen, werden wir ähnliche Szenarien bekommen, wie wir sie in Frankreich haben oder in Spanien. Galizien ist da ganz arg betroffen, oder auch Portugal.

Reiner Belang
Dort richten die asiatischen Hornissen große Schäden im Obst- und Weinbau an.

Thomas Beissel, velutina.de
in Galizien zum Beispiel werden in den Weinbergen komplett die reben gesäckelt. es kommen kleine Säckchen, um die Trauben drum, damit überhaupt noch irgendwas von der Ernte über bleibt.

Reiner Belang
In Heidelberg gibt es jedenfalls bald ein Nest weniger.

Moderator:
Die asiatische Hornisse von der unser reiner Belange aus dem Quarks Team gerade erzählt hat, die ist ein Beispiel dafür, wie invasive Arten hier bei uns zu einem Problem werden können ein Beispiel von vielen anderen und diese eingeschleppten Tiere und Pflanzenarten die sind nicht nur lästig, oder wie gerade gehört so ein Problem für unsere heimischen Arten. durch sie entsteht ein ordentlicher wirtschaftlicher Schaden. 116 Milliarden Euro sollen invasive Arten uns alle in Europa gekostet haben. In den letzten 60 Jahren. Grund genug, um noch ein bisschen tiefer ins Thema einzusteigen und mal darüber zu sprechen, wie wir am besten umgehen mit Signalkrebs, Bisamratte oder spätblühender Traubenkirsche und genau das machen wir morgen hier in WDR 5 mit Dr. Philipp Haubrok von der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung los geht es um kurz nach 15:00 Uhr.

Tipps:

Wie die Ausbreitung der asiatischen Hornisse im Jahr 2022 aussah, das können sie sich in unserer inoffiziellen Karte 2022 anschauen.

Der WDR5 Beitrag zu den Kosten der invasiven Arten erscheint in Kürze.

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